Samstag, 27. Februar 2010

Das miese Geschäft mit den Modehunden

Von ANDREA KAHLMEIER
47 Hundewelpen, in ein Auto gepfercht, fand die Polizei bei einer Kontrolle auf einer Autobahnraststation in Graz.
47 Hundewelpen, in ein Auto gepfercht, fand die Polizei bei einer Kontrolle auf einer Autobahnraststation in Graz.

Der kleine Malteserwelpe hat rote, blutunterlaufende Augen. Sein Fell ist verfilzt, der Körper bis auf die Rippen abgemagert.
Er ist einer von 47 Welpen, die ein Slowake in Plastikboxen gestapelt hatte. Ob er überlebt? Unwahrscheinlich. Aber das kalkuliert die Hundemafia ein. Es gibt genügend Nachschub in den Zuchtstationen ...
Die miese Masche mit süßen Welpen. Auf fünf King- Charles-Spaniels, einen Faltenhund, einen Labrador, 20 Malteser, acht Zwergpinscher, zwei Rauhaardackel, vier Chihuahuas, einen Jack-Russell-Terrier, vier Zwergspitze und eine französische Bulldogge stieß die Polizei in Graz jüngst bei einer Raststättenkontrolle.
Allesamt Modehunde, bei denen hierzulande mit langen Wartezeiten gerechnet werden muss. „Ein seriöser Züchter kann auf Modetrends nun mal nicht reagieren“, sagt Udo Kopernik, Sprecher des Verbandes für das deutsche Hundewesen (VDH).

Doch Hundefreunde lassen sich vor allem mit dem Preis ködern: Nur 500 Euro für einen Malteser zahlen zu müssen, der hierzulande mindestens 1.000 Euro beim Züchter kostet – da fragen viele nicht lange nach, woher das Tier denn stammt. „Wenn man bedenkt, dass das Tier in bekannten illegalen Zuchtländern wie Polen, Ungarn, Tschechien oder der Slowakei gerade mal 30 Euro kostet, kann man sich die Gewinnspanne schnell ausrechnen“, so Kopernik.
Doch nicht nur die Welpen haben ein Martyrium hinter sich, bis ein neuer Besitzer sie für viel Geld aufpäppeln kann. Ihre Mütter, von denen sie viel zu früh getrennt werden, sind noch schlimmer dran. Kopernik: „Sie werden schon mit der ersten Hitze (Beginn der Geschlechtsreife) gedeckt, dann zwei- bis dreimal im Jahr. Bis der ausgemergelte Körper wertlos ist.“
Tierschutzorganisationen wie „Vier Pfoten“ starten jetzt Kampagnen gegen die Hundemafia, die mit gefälschten Papieren, Mikrochips und Tätowierungen arbeitet. Dennoch schafft sie es noch immer, jährlich Zehntausende Tiere illegal über die Grenze zu schmuggeln.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen