Samstag, 27. Februar 2010

Schiedsrichter outet Michael Kempter



Gegrabbelt oder nicht gegrabbelt? Michael Kempter streitet die Sex-Vorwürfe ab

Ein Nachwuchs-Schiri aus der dritten Liga erklärte jetzt, das angeblich heterosexuelle Missbrauchsopfer habe sich ihm im vergangenen Jahr in einem Hotel sexuell zu nähern versucht.

Von Carsten Weidemann

Die Affäre um Ex-Fußballbund-Funktionär Manfred Amerell und Schiedsrichter Michael Kempter nimmt immer absurdere Züge an: Während Kempter nach wie vor angibt, er sei von seinem Förderer Amerell sexuell belästigt worden, behauptet nun ein anderer Nachwuchs-Schiri, Kempter habe sich ihm in einem Hotel aktiv mit deutlichen Absichten zu nähern versucht.

Der (nicht namentlich genannte) Jung-Schiedsrichter, der unter anderem in der dritten Liga als Linienrichter aktiv sei, habe sich nach Informationen der Frankfurter Rundschau (FR) beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) gemeldet. Der Mann berichtete demnach, dass Michael Kempter ihn am 13. Mai 2009 in einem Hotel offensiv angegraben habe. Pikant dabei: Kempter hatte noch letzte Woche behauptet, er sei heterosexuell. Gegenüber der FR wies der 27-Jährige die Vorwürfe des anderen Schiedsrichters als "falsch" zurück.

Der DFB selbst wollte am Freitag weder bestätigen noch dementieren, dass sich jemand mit entsprechenden Infos beim Verband gemeldet hätte. In einer Presseerklärung des Fußballbunds heißt es jedoch: "Die Frage, ob Herr Kempter etwas mit einem Mann oder einer Frau hatte, ist für den DFB überhaupt nicht relevant, solange er seine Pflichten als Schiedsrichter nicht verletzt hat. Im Gegensatz zu Herrn Amerell, der in seiner Funktion zu den ihm anvertrauten Schiedsrichtern die nötige Distanz wahren musste, liegen dem DFB bei Herrn Kempter keine Hinweise auf eine Pflichtverletzung vor. Wie und mit wem ein Mitarbeiter sein Privatleben verbringt, ist für den DFB nicht zu bewerten."

Mit den Bild-Enthüllungen war der Höhepunkt der Schlammschlacht offenbar noch nicht erreicht

Die Anmach-Vorwürfe gegen Kempter sind nicht die einzige neue Wendung, die an der Glaubwürdigkeit des jungen Schiedsrichters rütteln. Auch der Vorsitzende des DFB-Schiedsrichterausschusses, Volker Roth, hat jetzt einer Aussage Michael Kempters öffentlich widersprochen. Roth wurde von dem Schiedsrichter am 17. Dezember erstmals über die angeblichen Missbrauchsversuche informiert.

Bei dem Gespräch habe er ihn darauf "aufmerksam gemacht, wie die Abläufe im Fall Amerell in meinem persönlichen Fall waren. Und ich habe ihm gesagt, dass es noch andere Fälle gibt, von denen ich inzwischen gehört hatte. Ich hatte detaillierte Informationen in der Hand", sagte Michael Kempter Mitte Februar aus. Gegenüber der FAZ meinte Roth nun jedoch: "Kempter hat nur über sich und Amerell gesprochen, nicht aber über andere, möglicherweise in Mitleidenschaft gezogene Schiedsrichter." Der Vorsitzendes des Schiedsrichterausschusses steht selbst unter Kritik, weil er DFB-Präsident Theo Zwanziger erst nach vier Wochen über das Gespräch informiert hat.
 
Weitere pikante Enthüllungen und Wendungen scheinen im Fall Amerell/Kempter/DFB indes nicht ausgeschlossen. Am kommenden Donnerstag wird die Angelegenheit vor dem Münchner Landgericht verhandelt´: Amerell hat gegen den Fußballbund einen Verfügungsantrag auf zukünftige Unterlassung einzelner Behauptungen gestellt, die der DFB im Rahmen einer Pressemitteilung getätigt hatte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen