Mittwoch, 6. Juli 2011

Tschechische Piratenpartei riskiert Zwangsauflösung und Millionenstrafe

von Piraten-Planet

Die tschechische Piratenpartei hat die Webseite www.piratskefilmy.cz mit 20 000 Links zu mehr als 5800 Filmen online gestellt. Die Filme selbst befinden sich nicht auf der Webseite. Mit der Veröffentlichung der Links lenken die Piraten die Aufmerksamkeit auf einen absurden Fall in Liberec, wo ein Schüler in das Visier der tschechischen Anti-Piraterie-Union sowie der Polizei geraten ist. Die Veröffentlichung von Links im Internet ist keine Straftat. Auf der Webseite der Piratenpartei stehen ungefähr zehnmal soviele Links wie auf der Seite des Schülers aus Liberec.

Der Sechzehnjährige aus Liberec wurde angeklagt, weil er auf seiner Webseite Links ins Internet veröffentlicht hatte. Die tschechische Anti-Piraterie-Union "schätzte" den angeblichen Schaden auf EUR 5 700 000 (CZK 138 000 000). Mit Unterstützung des Staates schikaniert die Union junge Menschen - ein vergeblicher Versuch der Bewahrung des alten Geschäftsmodells, das in Zeiten des Internets seine Funkionsfähigkeit verloren hat.

Der verdächtige Jugendliche wurde nach sechs Monaten angeklagt. In der Zwischenzeit haben sich die virtuellen Schäden auf mysteriöse Weise auf EUR 5 000 000 (CZK 122 000 000) reduziert. Was hat der angebliche Kriminelle eigentlich verbrochen? Das Gleiche wie die am meisten frequentierte tschechische Webseite seznam.cz: er hat auf seiner Seite öffentlich zugängliche Links zu anderen Webseiten veröffentlicht. Auch Webseiten wie Facebook und Google tun dies, indem sie Links setzen oder einbetten.

Durch ihren Versuch, Gebühren für eingebettete Youtube-Videos zu erheben, wollte die slowakische Verwertungsgesellschaft SOZA das Copyright-Monopol missbrauchen. Proteste aus dem Internet zwangen jedoch den Direktor Vladimír Repčík zur Anerkennung, dass "der Gebrauch von Hypertext-Links und sogenannter Einbettungscodes nicht einem öffentlichen Zugang zum Werk eines Autors nach den Urheberrechtsgesetzen gleichzusetzen ist."

Obwohl es noch keine gerichtliche Entscheidung gegeben hat, sind viele tschechische "Experten" der gegenteiligen Meinung. Dies ist kein Wunder, sind sie doch Angestellte von Firmen wie IFPI, OSA (tschechische Verwertungsgesellschaft), ČPÚ (tschechische Anti-Piraterie-Union) oder BSA. So ist beispielsweise Petra Žikovská die Sekretärin des Instituts für Urheberrecht an der Karlsuniversität, während sie gleichzeitig im Auftrag der IFPI juristisch gegen Schüler vorgeht. Diese Interpretationen stammen also von Menschen, die sich in Interessenskonflikten befinden.

Ein Link ist keine Straftat! Das Verlinken zu einer Internetadresse im Internet oder die Einbettung von Inhalten in eine Webseite ist nicht mit der Verbreitung der Arbeit eines Künstlers im Sinne des Urheberrechts gleichzusetzen, ebensowenig wie die Ankündigung, dass der Film Lidice um 20:30 Uhr im Aero-Kino läuft, oder wie ein Fernsehprogramm, dass man an einem Kiosk kaufen kann.

Paulo Coelho, Autor mehrerer Weltbestseller, kommentierte die Verbreitung von Links folgendermaßen: "Als ich auf Myspace aktiv war, wurde Fly me to the moon (Frank Sinatra) von meinem Profil entfernt. Wer hat den Song gelöscht? Die Antwort ist einfach: Gier und Ignoranz. Gier, die nicht versteht, dass sich die Welt verändert hat. Ignoranz, die davon ausgeht, dass die Menschen die CD nicht kaufen, wenn die Musik kostenlos erhältlich ist."

Ivan Bartoš, Vorsitzender der tschechischen Piraten, erklärt: "Wir verurteilen die Beeinflussung der Polizei durch die Propaganda der Anti-Piraterie-Union und die Drangsalierung derjenigen, die ein Video auf ihre Webseiten oder Facebook-Seiten setzen. Wir fordern die Anti-Piraterie-Union auf, keine Jugendlichen mehr zu belästigen, sondern ihre absurden Ansprüche stattdessen gegen die Piratenpartei zu richten."

Die Piratenpartei verwaltet ihre Linkseite in Zusammenarbeit mit dem Portal kinotip.cz

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